Fleischfressende Pflanzen in einem ewigen Terrarium zu halten, ist prinzipiell möglich. Es kommen dabei allerdings nicht alle Arten infrage und bei denen, die infrage kommen, sind besondere Vorkehrungen notwendig. Besonders das Substrat ist ein wichtiger Faktor für das Überleben von fleischfressenden Pflanzen in ewigen Terrarien.
Wichtig! Ich gehe in diesem Artikel speziell nur auf ewige Terrarien mit fleischfressenden Pflanzen ein. Wenn du alles darüber wissen willst, wie du ein ewiges Terrarium selber baust, empfehle ich dir die ultimative Anleitung.

Inhaltsverzeichnis
Wieso fressen Pflanzen Fleisch?
Die meisten Menschen kennen Venusfliegenfallen aus der Gartenabteilung im Baumarkt, aber sie sind bei weitem nicht die einzige Art von fleischfressenden Pflanzen. Der derzeitige Stand der Wissenschaft geht davon aus, dass sich die Eigenschaft, Insekten und andere Tiere für Nährstoffe zu zersetzen, mindestens neun Mal separat entwickelt hat. Dies ist in fünf verschiedenen Ordnungen von Pflanzen passiert und scheint somit eine sinnvolle Eigenschaft zu sein, um in nährstoffarmen Böden zu überleben. Genau dies ist auch das Stichwort.
Tipp: Es kann schwierig sein, passende Pflanzen zu finden, die auch mit wenig Nährstoffen auskommen. Zum Glück gibt es viele Moose, die immer funktionieren!
Es kommt auf die Nährstoffe an
Fleischfressende Pflanzen leben in Böden, die allgemein wenige Nährstoffe beinhalten und holen sich diese stattdessen von Insekten. Ein Stoff, der in diesen Böden am meisten fehlt, ist Stickstoff. Zu finden sind die meisten dieser Pflanzen in sauren Moorböden, wie es zum Beispiel auch bei der Venusfliegenfalle ist. Das gibt uns auch einen ersten Hinweis darauf, wie dein ewiges Terrarium mit fleischfressenden Pflanzen aufgebaut sein müsste.
Falls du übrigens mehr über Insekten und andere Tiere in deinem ewiges Terrarium lernen willst, lies diesen Artikel.
Verschiedene Arten von Fallen
Zuerst möchte ich dir die fünf verschiedenen Fallenmechanismen zeigen und dir danach erklären, welche davon für ein Terrarium infrage kommen. Es gibt die unterschiedlichsten Arten folgender Fallenmechanismen:
- Klappfallen (wie die Venusfliegenfalle)
- Klebefallen (wie Sonnentau)
- Fallgruben (Schlauchpflanzen)
- Reusenfallen (ebenfalls Schlauchpflanzen)
- Saugfallen (Wasserschläuche)
Alle fleischfressenden Pflanzen besitzen mindestens eine, manche aber auch mehrere dieser Eigenschaften. Reusenfallen funktionieren zum Beispiel wie Hummerfallen, indem sie durch Haare den Rückweg versperren. Manche Fallgrubenfallen haben diese Haare allerdings auch. Beginnen wir allerdings zunächst mal von oben mit den Klappfallen.
Klappfallen, wie die Venusfliegenfalle

Genau wie unter allen fleischfressenden Pflanzen ist die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) auch hier der bekannteste Vertreter der Art. Sie kommen ursprünglich aus dem Pocosin-Moor in den USA, sind aber weltweit zu einer beliebten Zimmerpflanze geworden. Du kannst sie heutzutage eigentlich in jedem Gartencenter oder Baumarkt kaufen.
Wie sie funktionieren
Junge Venusfliegenfallen beginnen mit einer großen Wurzel, die allerdings sehr bald nach der Keimung abstirbt und nur noch kleinere Haarwurzeln übrig lässt (daraus wachsen keine Haare; sie sind nur sehr dünn). Diese Haarwurzeln werden fast ausschließlich zur Wasseraufnahme benutzt und können kaum Nährstoffe aufnehmen. Stattdessen sind Venusfliegenfallen stark auf ihre wie Bärenfallen geformten Blüten angewiesen, um Insekten und Spinnen zu fangen. Dafür befinden sich in jeder Blüte mehrere Fühlborsten, die von einem Objekt berührt werden müssen. Wichtig ist, dass innerhalb von ungefähr 30 Sekunden mindestens zwei dieser Fühlborsten betätigt werden. Das sorgt dafür, dass die Pflanze nicht versehentlich durch Schmutz oder Regen schließt.
Wie du sie normalerweise hältst
Normalerweise kannst du Venusfliegenfallen problemlos in einem Topf zuhause halten, da in deinem Haus genügend kleine Insekten herumschwirren sollten. In deinem ewigen Terrarium sieht das aber etwas anders aus. Je weniger Nährstoffe sich in deinem Substrat befinden, desto mehr wird deine Pflanze auf ihre Fallen angewiesen sein. Das ist problematisch, da dein ewiges Terrarium Insekten nicht in solchen Mengen bereitstellen kann, wie die Pflanzen sie brauchen. Ist dein Boden jedoch reich an Nährstoffen, ist die Pflanze nicht auf Insekten angewiesen und wird ihre typischen Fallen mit der Zeit zurückbilden. Alternativ kannst du dein Terrarium natürlich regelmäßig öffnen und Insekten hineinsetzen, aber das ist ja eigentlich nicht Sinn der Sache. Wie genau kannst du Venusfliegenfallen nun also am besten halten?
Wie du Venusfliegenfallen in einem ewigen Terrarium hältst
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Da sie ursprünglich aus Moorboden stammen, solltest du ein ähnliches Substrat in deinem Terrarium verwenden. Insbesondere sollte es ein Substrat sein, durch welches Wasser gut abläuft. Du kannst hier herkömmliches Substrat verwenden, das nicht leicht verdichtet (indem du getrocknetes Torfmoos oder Kokosfasern hinzugibst). Um einen authentischen Moorboden zu erzeugen, kannst du ruhig etwas mehr Moos oder Kokosfasern hinzugeben als normalerweise. Auch Sand und Perlit sind eine gute Idee. Besonders wichtig wird hier auch ein doppelter Boden, damit das Wasser schnell ablaufen kann und nicht stehen bleibt. Wie du den baust, beschreibe ich in diesem Artikel.
Wie viel Wasser, wie viel Sonnenlicht?
Hast du deine Venusfliegenpflanzen eingepflanzt, solltest du sie gut wässern, sodass die gesamte Erde feucht ist. Normalerweise wässert man Venusfliegenfallen so, dass erst der ganze obere Boden trocken sein sollte, bevor man neues Wasser gießt. Das wird mit einem ewigen Terrarium aber nicht ganz so einfach möglich sein, da du einen täglichen Wasserzyklus hast, durch den kontinuierlich etwas Wasser im Boden sein wird. Natürlich brauchen deine Pflanzen auch Sonnenlicht. Am besten vertragen sie dabei helles, aber indirektes Licht. Direkte Sonneneinstrahlung können sie auch ab, allerdings sollten sie davon täglich nicht mehr als 4-5 Stunden abbekommen.
Die Temperatur ist gar nicht so wichtig für dich
Bezüglich der Temperatur brauchst du dir die meiste Zeit des Jahres eigentlich keine Sorgen machen. Deine Zimmertemperatur von 20°C vertragen sie sehr gut. Ungefähr ab November wechseln sie jedoch in ihre Winterruhe. Zu der Zeit ist es optimal für deine Pflanzen, wenn sie zwischen 0°C und 10°C haben. Diese Phase hält bis ungefähr Februar an. Währenddessen sind die Klappfallen inaktiv und werden auch etwas kleiner. Besonders jetzt ist ein nährstoffreicher Boden wichtig. Wenn es im Winter nicht zu kalt wird, kannst du dein Terrarium nach draußen stellen. Wird es allerdings kälter als -5°C, ist es besser, wenn du deine Pflanzen wieder nach drinnen holst und sie vielleicht sogar in den Kühlschrank stellst, wo die Temperatur bei 7-8°C optimal ist. Noch weitere Informationen über Venusfliegenfallen bietet dir das Team von Plantura Garden.
Du solltest übrigens auch beachten, dass Venusfliegenfallen ihre endgültige Größe erst nach ungefähr 3-4 Jahren erreichen. Wenn du sorgsam mit ihnen umgehst, können sie dann sogar gut über 20 Jahre alt werden!
Klebefallen, wie der Sonnentau

Eine andere beliebte Art der fleischfressenden Pflanzen ist der Sonnentau (z.B. Drosera tokaiensis). Er gehört zu den Klebefallen und fällt besonders durch seine Tentakel auf, die ständig mit klebrigen Tröpfchen besetzt sind (ja, die heißen auch bei Pflanzen Tentakel). Wichtig ist, dass Sonnentau eigentlich eine Gattung und keine Art ist. Es gibt tatsächlich über 200 Arten, die jedoch allesamt sehr ähnliche Begebenheiten brauchen. Man kann die Haltung daher auch gut zusammenfassen.
Sonnentau tritt allgemein in fünf unterschiedlichen Formen auf.
- Temperierte Form (in Europa)
- Subtropische Form
- Zwergdrosera
- Knollendrosera
- Petiolaris-Komplex
Der Sonnentau ist auf Insekten angewiesen
Besonders interessant für Terrarien ist die subtropische Form, die das ganze Jahr über ungefähr dasselbe Erscheinungsbild beibehält. Alle hier in Europa heimischen Formen des Sonnentaus stehen in Deutschland unter Naturschutz. Falls du jemals welchen finden solltest, grabe ihn bitte nicht aus. Genau wie die Venusfliegenfalle haben Sonnentau-Arten nur sehr schwach ausgeprägte Wurzeln. Zumeist sind dies sehr lange Pfahlwurzeln, die im Vergleich zur Pflanze oben sehr tief in den Boden ragen können. Die Wurzeln dienen nur zur Verankerung und zur Wasseraufnahme, können aber so gut wie keine Nährstoffe aufnehmen. Den meisten Sonnentau-Arten fehlt es sogar an dem wichtigen Enzym Nitratreduktase. Ohne dieses Enzym können sie keinen Stickstoff aus dem Boden aufnehmen und sind voll und ganz darauf angewiesen, Insekten zu fressen.
Eine schlechte Nachricht für den Sonnentau
Das ist allgemein erstmal ein sehr schlechtes Zeichen für Sonnentau in ewigen Terrarien, da sie eine stetige Zufuhr an Insekten brauchen. Bringst du Sonnentau und eine große Insektenkolonie in einem kleinen, geschlossenen Glas unter, werden die Insekten wahrscheinlich ziemlich schnell wie an einem Klebestreifen hängen und das Zeitliche segnen. Bei Venusfliegenfallen hast du das Problem nicht so sehr, da diese ihre Mäuler ja schließen und so nur wenige Insekten fangen. Sonnentau hingegen ist immer klebrig und fängt alle kleinen Insekten, die ihn berühren.
Für ein ewiges Terrarium ist Sonnentau also nicht geeignet. Du kannst das Terrarium natürlich regelmäßig öffnen und lebendige oder tote Insekten hineinwerfen, wenn du deinen Sonnentau lange Zeit am Leben erhalten willst, aber dann ist es eigentlich eher ein normales Terrarium. Falls du dich dennoch dafür entscheidest, erkläre ich dir nun, wie du Sonnentau am besten hältst.
Wie du Sonnentau trotzdem in einem ewigen Terrarium hältst

Ein beliebter Vertreter des Sonnentaus ist Drosera capensis oder auch Kap-Sonnentau. Er kommt ursprünglich aus den Sümpfen Südamerikas und mag deswegen auch ähnliche Begebenheiten in deinem Terrarium. Allgemein gilt er als sehr pflegeleicht und mag besonders feuchte Böden. Das hilft dir in deinem ewigen Terrarium dahingehend, dass du mit der Wassermenge nicht ganz so sparsam sein musst wie normalerweise. Wichtig ist, dass du kalkfreies Wasser verwendest. Dafür eignet sich destilliertes Wasser oder auch einfach Regenwasser gut. Deine Zimmertemperatur ist für den Kap-Sonnentau absolut passend. Es schadet ihm auch nicht, wenn es in deinem Terrarium ein wenig wärmer wird. Falls du weitere Fragen zur Haltung von Sonnentau hast, empfehle ich dir den Artikel vom Gartenjournal.
Kannenpflanzen, wie die Sarracenia

Als letzte fleischfressende Pflanze stelle ich dir heute noch einen Vertreter der Kannenpflanzen vor. Die Pflanzen der Gattung Sarracenia werden auch Schlauchpflanzen, Trompetenpflanzen oder Trompetenblätter genannt. Sie zeichnen sich alle durch ihre röhrenartigen Blätter aus, die innen sehr glatt sind und Insekten in einer Flüssigkeit im Inneren gefangen halten. Durch ihren rot-grünen Farbverlauf sind sie wunderschön anzusehen und passen vor viele Hintergründe. Wäre doch super, wenn du sie in einem ewigen Terrarium halten kannst!
Zunächst mal wollen wir auch hier den Fangmechanismus verstehen. Fast alle Schlauchpflanzen bestehen aus vier Zonen.
- Erste Zone: Haube
- Zweite Zone: Oberer Schlauchbereich
- Dritte Zone: Mittlerer Schlauchbereich
- Vierte Zone: Unterer Schlauchbereich (welch eine Überraschung!)
Wofür denn all diese verschiedenen Zonen?
Die Haube dient dem Schutz vor Regen, damit die Pflanze nicht vollläuft und umfällt. Dies ist in einem ewigen Terrarium zwar nicht unbedingt notwendig, aber schadet natürlich auch nicht.
Der obere Schlauchbereich befindet sich direkt unter der Haube und ist mit vielen kleinen Haaren gefüllt. Vorne an der Öffnung sitzt das Peristom, das Nektar bildet und so Insekten anlockt. Diese krabbeln dann in den oberen Schlauchbereich und bekommen durch die vielen Haare ein falsches Gefühl von Sicherheit. An diesen können sie sich gut festhalten und krabbeln immer weiter hinunter in den Schlauch.
Ab dem mittleren Schlauchbereich ist es dann längst zu spät. Dieser hat gar keine Haare mehr und ist sehr glatt. Bevor sie es merken, stürzen die Insekten bereits in die Tiefe und finden sich im unteren Schlauchbereich wieder.
Dieser Bereich ist mit der Verdauungsflüssigkeit gefüllt, die die Insekten zersetzt. Außerdem sind dort häufig wieder nach unten gerichtete Haare, die verhindern, dass Insekten zurück nach oben klettern können.
Eine gute Nachricht für dein ewiges Terrarium!
Schlauchpflanzen haben, anders als der Sonnentau, sehr wohl das Enzym Nitratreduktase und können so auch ohne Insekten überleben. Dafür brauchen sie einen passenden Boden und täglich genug Sonnenlicht. Wie auch die Venusfliegenfalle und der Sonnentau stammen Schlauchpflanzen ursprünglich aus nährstoffarmen Mooren. Die Begebenheiten solltest du nachbilden. Als Substrat kannst du Torf verwenden und optional auch mit Sand mischen. Sand vom Meer enthält allerdings zu viel Kalk und Salz und schadet deiner Pflanze auf Dauer. Hast du keinen Torf zur Hand, kannst du auch Erde aus deinem Garten mit getrocknetem Torfmoos und Kokosfasern mischen, um einen lockeren Boden zu kriegen. Mehr über die richtige Zusammensetzung deines Substrats kannst du hier lesen.
Wie du Sarracenia in einem ewigen Terrarium hältst

Genau wie bei den anderen Pflanzen ist deine Zimmertemperatur wieder gut geeignet und darf auch gern etwas wärmer sein. Der Boden sollte relativ feucht sein, solange das Wasser auch gut ablaufen kann. Das kriegst du am besten mit einem doppelten Boden hin. Genau wie Venusfliegenfallen überwintern Schlauchpflanzen auch. Du solltest sie ab Beginn des Winters bei ungefähr 5 bis 10°C halten. Das kannst du entweder wieder in deinem Garten machen oder sie notfalls in deinen Kühlschrank stellen, falls du dort noch Platz hast. Eigentlich sollte der Haltung von Schlauchpflanzen in einem ewigen Terrarium nichts entgegenstehen. Marcel von Hausgarten.net erzählt dir noch sehr viel mehr über Schlauchpflanzen.
Nun weißt du einiges über Venusfliegenfallen, Sonnentau und Schlauchpflanzen und ob du sie in einem ewigen Terrarium halten kannst. Solltest du trotz aller Versuche merken, dass deine Pflanzen in einem geschlossenen Ökosystem Probleme haben, kannst du dein ewiges Terrarium natürlich jederzeit öffnen und es dann eine Weile offen lassen, sodass genug Insekten hineinfliegen können. All diese Pflanzen sondern ja ihren süßen Nektar ab, der Insekten anlocken soll. Es sollte also nicht allzu lange dauern, bis sich das ein oder andere Tierchen dorthin verirrt.
Falls du noch mehr über geeignete Pflanzen für ewige Terrarien herausfinden willst, lies diesen Artikel hier.
Zusammenfassung
Venusfliegenfallen und Schlauchpflanzen wie Sarracenia lassen sich nahezu problemlos in einem ewigen Terrarium halten, solange dein Substrat nährstoffarm und gut mit Wasser durchflossen ist. Bei Sonnentau stößt du auf das Problem, dass sie auf Insekten angewiesen sind, um Stickstoff zu erhalten. Ohne deinen Deckel regelmäßig zu öffnen, wird Sonnentau in einem ewigen Terrarium also früher oder später verwelken.
Hast du schon ein ewiges Terrarium mit fleischfressenden Pflanzen?
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