Ein Wardscher Kasten ist der Vorläufer des Gewächshauses und damit auch ewiger Terrarien. Ohne seine Erfindung wären viele tropische Pflanzen wahrscheinlich niemals in die nördliche Erdhalbkugel gekommen und auch der Terrarium Blog würde nicht existieren. Das erste Exemplar des Wardschen Kastens baute Nathaniel Ward im Jahre 1829. 1833 verschickte Ward zwei Wardsche Kästen von England nach Australien und wieder zurück und war erstaunt, dass die Farne darin auch nach einem Jahr noch unversehrt waren. Das ewige Terrarium war geboren.
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Nathaniel Ward

Nathaniel Ward ist im Jahre 1791 in London geboren worden und verstarb im Jahre 1868 in der Grafschaft Sussex. Zu seinen Lebzeiten wurde er Arzt und hatte damit eigentlich gar nichts mit Pflanzen zutun. Durch seine Erfindung des Wardschen Kastens gilt er jedoch bis heute als Erfinder des Gewächshauses.
Nach seiner Entdeckung wurde bekannt, dass er nicht der erste war, der das Gewächshaus entdeckt hat. Diese Entdeckung galt eigentlich dem Schotten Alan Machonochie im Jahre 1825. Dieser behielt seine Erkenntnisse – auch nach Wards Veröffentlichung – für sich.
Der Wardsche Kasten
Für die Erfindung des Wardschen Kastens, der ihn später so berühmt machen sollte, experimentierte Nathaniel Ward im Jahre 1829 mit einem Holzkasten, den er zuerst mit Erde füllte und anschließend mit Glas verschloss. Kurz darauf konnte er beobachten, wie sich ein Wasserkreislauf bildete. In der Sonne verdunstete das Wasser aus der Erde und wurde durch die Luft aufgenommen. Später sammelte es sich auf den Glasscheiben und tropfte langsam wieder herunter in die Erde.

Nach etwa einer Woche zeigte der Wardsche Kasten erstmalig keimende Samen. Die Bedeutung dieser Entdeckung war groß, da sich mit dem Wardschen Kasten eine beliebig hohe Luftfeuchtigkeit einstellen lassen konnte, die über Monate oder gar Jahre hinweg sehr konstant blieb. Damit konnte man auch tropische Pflanzen, die eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit benötigen, in trockeneren Gefilden halten.
Wardscher Kasten auf Weltreise
Mit dem Wardschen Kasten konnte man erstmalig lebendige Pflanzen aus dem tropischen Regenwald nach Europa bringen und dort in ihrer natürlichen Form erforschen. Bis dahin konnten immer nur Samen mitgebracht werden, da die windige und salzige Seeluft diesen meist schwer zusetzte. Der Wardsche Kasten schützte sie gegen schnelle Temperaturschwankungen, Änderung der Luftfeuchtigkeit und vor allem auch steigendem Salzgehalt.
Nathaniel Ward testete seine Entdeckung, indem er 1833 einige Farne und Gräser in zwei Wardschen Kästen mit dem Schiff von England nach Australien schickte und danach wieder zurück nach England. Auch nach über einem Jahr waren diese noch unversehrt.
Spätestens 1835 haben Pflanzenjäger den Wardschen Kasten großflächig zu genau diesem Zweck verwendet. Er fand 1854 auch Einzug in Meyers Konversations-Lexikon. Dort stand dazu Folgendes:
[…] Die Pflanzen gedeihen vorzüglich, denn sie sind vor Staub und schroffem Temperaturwechsel geschützt und hinlänglich mit Feuchtigkeit versehen, da das Wasser nie verdunsten kann. Für tropische Pflanzen läßt sich mit Hilfe einer kleinen Öl- oder Spirituslampe leicht die passende Temperatur herstellen. […]
Meyers Konversations-Lexikon, 2. Auflage, London 1854
Wardscher Kasten als Auslöser geopolitischen Wandels
Der Wardsche Kasten war nicht bloß eine Spielerei für reiche Leute, sondern hatte auch geopolitische Auswirkungen. Zur Erfindung des Wardschen Kastens hatte Brasilien ein wahres Monopol an Kautschuk und damit auch Gummi. Ohne die Erfindung des Wardschen Kastens war es unmöglich, Gummibäume unversehrt über den Ozean aus Brasilien zu schmuggeln.
Nach der Erfindung konnten allerdings einige Gummibäume von Brasilien nach Ceylon in Sri Lanka gebracht werden. Damit war das Monopol Brasiliens zerstört und der Gummi-Preis sank in den Folgejahren. Zudem wurde der Wardsche Kasten verwendet, um Teebäume aus Shanghai nach Assam in Indien zu bringen.
Die Wardsche Flasche
Der Wardsche Kasten war unweigerlich eine revolutionäre Erfindung, aber sehr aufwendig herzustellen. Die Basis hat man lackieren müssen, um sie vollkommen luftdicht zu machen. Auch das Gestell musste passgenau sein, damit die Glasplatten dort hineinpassten. Das Verdichten stellte sich als eine große Herausforderung heraus. Deshalb hat man andere Möglichkeiten gesucht und auch gefunden.
Hier kommt die Wardsche Flasche ins Spiel, die man prinzipiell auch als ersten Flaschengarten bezeichnen kann. Dafür wurden sogenannte Glasballons verwendet. Das sind große Flaschen mit einem Volumen von 3 bis zu 25 Litern, die zum Transport von Wein oder Essig verwendet wurden. Da diese meist groß genug für kleine Pflänzchen waren, wurden einfach die genutzt. Außerdem wurden sie ohnehin schon massenweise hergestellt und waren somit recht kostengünstig.

Aufgrund der kleinen Öffnung durften die Pflanzen nicht allzu groß sein. Sie wurden mit einer Pinzette aus Holz in die Pflanze gesetzt, gegossen und anschließend mit einem Korken verschlossen. Bei ihrer Ankunft konnten Wardsche Flaschen einfach mit einem Hammer zerbrochen werden, um die darin befindliche Pflanze einfach umtopfen zu können.
Wardscher Kasten als beliebte Deko
Genauso wie du dich heute für ewige Terrarien und Flaschengärten interessierst, war die wohlhabende Bevölkerung des viktorianischen Englands begeistert vom Wardschen Kasten und der Wardschen Flasche. Plötzlich war es möglich, tropische Pflanzen direkt zuhause zu halten und damit seinen inneren Weltenbummler bequem zuhause zu befriedigen.

Der Vielfalt an Formen Wardscher Kästen waren keine Grenzen gesetzt. Allerdings waren diese meist teuer und somit nur der Oberschicht reserviert. Heute kann jeder ein ewiges Terrarium bauen und wie genau du das machst, erfährst du in diesem Artikel.
Zusammenfassung
Der Wardsche Kasten ist eine bedeutende Erfindung des 19. Jahrhunderts und ist durch den Arzt Nathaniel Ward berühmt geworden. Besonders bei langen Seereisen konnte man ihn benutzen, um tropische Pflanzen in das kältere Europa zu bringen. Pflanzenjäger optimierten dieses Vorhanden durch die Verwendung von Glasballons in Form der Wardschen Flasche. Nach vielen Expeditionen wurde der Wardsche Kasten auch als Dekoration zuhause sehr beliebt.